In Luang Prabang starten wir unser letztes großes Abenteuer in Laos: ein dreitägiger Homestay in einem kleinen ursprünglichen laotischen Dorf. Über einen Aushang in unserer Unterkunft in Luang Prabang werden wir aufmerksam auf Anousak, der Interessierte zu sich nach Hause in sein Dorf einlädt, die laotische Kultur mal anders kennenzulernen. Wir haben keine Ahnung, was da auf uns zu kommt, aber es klingt nach einem wahren Abenteuer. Via Whattsapp verabreden wir uns für den Abend und klären dann die Details mit ihm ab. Wir besorgen uns noch zwei Motorroller, da das Dorf weit außerhalb liegt und nur mit dem Zweirad zu erreichen ist.
Anreise: Mit dem Roller über Stock und Stein
Am nächsten Tag geht‘s auch schon los. Anousak holt uns in unserer Unterkunft ab, wo wir freundlicherweise unser großes Gepäck unterstellen dürfen. Das erste Stück fahren wir auf einer normalen gut ausgebauten Straße, die nach ungefähr einer Stunde dann in eine Schotterpiste mündet. Auch diese ist allerdings noch recht gut zu befahren. Da es um die 40 Grad sind und die Sonne mal wieder alles gibt, legen wir in einem ersten Dorf eine Trinkpause bei einem kleinen Laden ein. Je weiter wir uns von der Stadt entfernen, desto schlechter wird die Straße. Sand, Risse bis hin zu Riesen-Kratern und Löchern, Hügel… auf jeden Fall kein Vergleich zu allem, was wir bisher gesehen und erlebt haben. Autos können hier schon lange nicht mehr fahren. Wir sind sehr froh, dass wir mittlerweile geübte Rollerfahrer sind. Somit macht es sogar ein Bisschen Spaß mal richtig off-road zu fahren. 🙂 Anousak, der die Strecke in und auswendig kennt, fährt außerdem vor und wir folgen brav seiner Linie und umfahren somit alle Hindernisse.

Nach ca. 2 Stunden kommen wir an einen Fluss. Hier wartet ein kleines Holzboot auf uns, auf das wir gemeinsam mit dem Bootsfahrer unsere 3 Roller laden. Damit diese nicht umkippen, setzen wir uns jeweils auf unseren Roller und halten das Gleichgewicht auf der kurzen Flussüberquerung. Anousak hilft uns anschließend auch wieder die Roller vom Boot zu fahren. Weiter geht es einen steilen Berg nach oben und schließlich erreichen wir sein Dorf. Bevor wir zu seinem Haus fahren, halten wir beim Polizei-Revier an. Nicht mehr als eine kleine offene Holzhütte mit einem Tisch und 3 Stühlen. Wir müssen uns für den Besuch im Dorf bei dem Dorfpolizisten anmelden, den wir allerdings erst in seinem Haus ausfindig machen müssen. Rauchend, oben ohne und in Flipflops werden wir begrüßt. Die Aufenthaltsgebühr hat Anousak schon für uns bezahlt. Der Sheriff kann zwar kein Englisch, aber mit Händen und Füßen verständigen wir uns ohne Probleme. Er will wissen, wie wir heißen und aus welchem Land wir kommen. Unsere Angaben trägt er anschließend in ein großes Notizbuch handschriftlich ein. Erledigt. Wir dürfen gehen und er wünscht uns einen tollen Aufenthalt.
Herzlicher Empfang der Familie
Zusammen mit Anousak schauen wir noch schnell bei einigen seiner Verwandten vorbei, die direkt neben der Polizei wohnen und schließlich fahren wir etwas außerhalb des Dorfes zu seinem Haus. Unsere Roller parken wir oben an der „Straße“. Von dort müssen wir einen steilen Abhang hinunter. Hier ist ein kleiner Fluss, den es zu überqueren gilt, um zu seinem Haus zu gelangen. Auf der anderen Flussseite erwartet und schon Anousak‘s Mama, die uns mit Hilfe 2 kleiner über dem Fluss gespannter Seile ein daran hängendes provisorisches Floß aus Bambus rüber schickt. Als Marwin ihm auf das Floß folgt, bricht die eine Stelle des Floßes etwas ein und Marwin steht mit einem Fuß knöcheltief im Wasser. Ist wohl nicht für westliches Gewicht ausgelegt. 🙂 Während wir noch lachen, entschuldigt sich Anousak für den Zustand des Floßes und erklärt, dass sein Vater eine schwere OP hatte und deshalb aktuell unten im Dorf wohnt. Der Vater kümmert sich normalerweise um das Haus und den Garten, da er selbst immer nur mit seinen Gästen kommt und er ansonsten eine Wohnung in der Stadt hat. Nachdem er Marwin dann ans andere Ufer gefahren hat, holt er mich ab. Ich bin zum Glück trocken geblieben. Das Grundstück mit dem Fluss, einem schönen Garten mit Hühnern und einem ganz neuen Haus aus Holz ist wirklich schön und wir freuen uns auf unsere Zeit hier. Uns fällt direkt der außergewöhnliche Baustiel auf und Anousak erzählt uns, dass das seine Idee war und ihn die anderen Dorfbewohner immer auslachen für den speziellen Baustil. Wir finden es toll und es passt total schön in das Gelände. Allerdings ist das Haus noch lange nicht fertig. Anousak baut das Haus mit Hilfe der Dorfbewohner immer weiter, wenn er wieder genug Geld für neues Material hat. Somit hat das Haus aktuell noch keine Türen und Fenster, Möbel sind in Laos sowieso nicht üblich, kein fließend Wasser. Aber dafür hat er ja den schönen Fluss direkt auf seinem Grundstück.

Seine Mama bietet uns erst mal als Abkühlung eine Flasche Wasser an. Das Wasser hat einen ganz speziellen rauchigen Geschmack. Für dieses Trinkwasser wird das Wasser aus dem Fluss abgekocht, gefiltert und mit irgendwelchen gesunden Blättern gekocht. Lecker. Wir nehmen erst mal Platz auf der schönen Veranda mit Blick auf den Garten und genießen den Schatten und den Ausblick. Anousak nutzt die Zeit und repariert zumindest notdürftig das Floß. Anschließend kocht er mit seiner Mama ein leckeres Mittagessen. Dazu breiten sie eine Decke auf dem Boden aus und stellen einen riesigen Korb mit Stickyreis in die Mitte. Zusätzlich gibt es eine Suppe mit grünem Blattgemüse aus dem Garten und ein sehr leckeres Gericht mit Schweinefleisch. Gegessen wird ohne Geschirr oder Besteck, sondern mit den Händen. Sie zeigen uns, wie man aus dem Klebereis kleine Bällchen formt und anschließend in die Soße mit dem Fleisch dippt. Für die Suppe gibt es die großen asiatischen Löffel, mit denen wir alle aus einem Topf das Süppchen löffeln. Zum Nachtisch dann noch eine frisch geerntete Papaya – ebenfalls aus dem eigenen Garten. Den Nachmittag verbringen wir auf der Veranda und beobachten wie der fleißige Anousak weitere Dinge repariert oder wie er einen neuen Stall für die Küken baut. Wir genießen es sehr, dass es für uns hier sonst nichts zu tun gibt als die tolle Natur zu bewundern. Ein sehr schönes, aber ungewohntes Gefühl.

Am frühen Abend als es nicht mehr so heiß ist, machen wir uns gemeinsam mit Anousak auf den Weg in 3 benachbarte Dörfer aus unterschiedlichen ethnischen Gruppen, unter anderem die Lao und die sogenannten Black Thai. All diese Dörfer führen ein sehr traditionelles und autarkes Leben und es ist sehr spannend, in den Alltag eintauchen zu dürfen. Wir schauen einer Frau beim Weben mit dem Webstuhl zu, sitzen mit den Dorfbewohnern auf dem Dorfplatz und schenken allen Kindern, die wir treffen, Süßigkeiten, die wir extra noch besorgt hatten. Den Kindern merkt man sofort an, dass sich hierher sonst definitiv keine Touristen verirren. Das letzte Dorf ist bekannt für seinen Whiskey, den sie aus Reis in großen Tonkrügen ansetzen. Wir beschließen gemeinsam mit Anousak einen Krug für seine Dorfbewohner mitzunehmen und mit dem Geld auch dieses Dorf zu unterstützen.

„Night-Safari“ mit dem Dorf-Jäger

Zurück im Haus packen wir unsere Sachen und warten auf den Jäger des Dorfes, mit dem wir heute auf eine Nachtsafari losziehen. Der Jäger kommt erst einige Stunden später als geplant, sodass Anousak und seine Mama uns in der Zwischenzeit noch ein Abendessen zubereiten. Ähnlich wie das Mittagessen und auf jeden Fall genau so lecker. Als der Jäger dann schließlich kommt, ziehen wir zu viert los. Stirnlampen an. Zu Fuß geht es hinter dem Haus auf die Felder und in den Wald. Ich wage mich nicht wirklich zu fragen, was wir eigentlich jagen und bin einfach nur froh, dass wir immer weiter und weiter laufen und kein Tier sterben muss. Irgendwann kommen wir an einem Mango-Baum vorbei. Der Jäger wirft mehrfach einen dicken Stock und erntet uns somit von ganz oben leckere kleine Baby-Mangos. Also wenn das das „Jagen“ ist, mag ich unseren nächtlichen Ausflug. Irgendwann kommen wir an einen Fluss und Anousak erklärt uns, dass der Jäger jetzt eine Weile alleine in die andere Richtung weiterziehen wird und wir uns später wieder mit ihm treffen. Wir müssen hier den Fluss durchqueren. ‚Kein Problem‘ denke ich mir, da meine Wanderschuhe komplett wasserdicht sind. Doch anstelle den Fluss nur schnell zu durchqueren, folgend wir dem Flusslauf aufwärts. Im Wasser. Das Wasser ist natürlich tiefer als bis zum Knöchel. Somit bringen mir meine wasserdichten Schuhe auch nichts mehr. Aber kein Problem. Wir wollten Abenteuer, hier haben wir Abenteuer. Anousak hat mittlerweile sein Messer ausgepackt und lauert bei jedem Schritt, ob sich im Wasser etwas bewegt. Nach wenigen Schritten hat er etwas entdeckt und greift blitzschnell ins Wasser. Ein Krebs. ich schaue lieber nicht so genau hin. Ich höre nur, wie es nacheinander paar mal laut knackt. Ok, er hat dem Krebs wohl die Beine abgerissen. Stolz packt er seine Ausbeute in einen Beutel, den er sich umgebunden hat. Weiter geht die Jagd. Plötzlich schlägt er mit seinem Messer ins Wasser. Dieses Mal hat er einen Fisch erwischt. Dieser ist immerhin direkt tot durch den Treffer mit dem Messer. Einige Minuten später war er wieder erfolgreich. Er hat wieder was mit den Händen gefangen. Schnell schaue ich weg. Er erzählt uns stolz, dass er einen Frosch gefangen hat. So geht das eine ganze Weile, immer weiter durch das Wasser und durch das Gebüsch. In tiefster Dunkelheit.
Ständig haben wir Spinnweben im Gesicht oder andere Fliege-Tiere, die um uns herumschwirren. Außerdem leuchtet und funkelt es am Flussufer überall blau. Übrigens aber wir in Thailand bei unserer Nacht-Safari gelernt, dass die Augen von gewissen Spinnen immer blau leuchten. Na toll… zum Glück ist es stockdunkel und ich stelle mir vor, das sind alles schöne Edelsteine, die mich wirklich an jeder Ecke anleuchten. Anousak bekommt jedenfalls gar nicht genug davon, noch einen Fisch, noch ein paar Krebse oder Frösche zu fangen… voller Freude sagt er uns, dass wir das alles später am Lagerfeuer grillen werden. Marwin und ich schauen uns nur kopfschüttelnd an und betonen, dass wir ja soooo satt sind von den leckeren Mahlzeiten heute. Hilft nichts. Er jagt trotzdem fleißig weiter…
Manchmal ist das Wasser ganz schön tief, mittlerweile sind wir bis zu den Knien komplett durchnässt. Unsere Laune ist mittlerweile auch eher im Keller. Die ersten 20 Minuten war das ja noch witzig und aufregend. Aber nach knapp einer Stunde reicht es uns so langsam. Er soll doch bitte die armen Tiere, die wir eh nicht essen werden, am Leben lassen. Und die nassen Füße, Schuhe, Socken und Hose sind auch mehr als unangenehm. Von den ganzen Spinnen und anderen Insekten will ich erst gar nicht anfangen. Zur Krönung entdecken wir direkt neben uns am Fluss eines der zahlreichen Feuer, das auch hier die Bauern an jeder Ecke legen, um die Felder und Wälder zu roden. Dieses Feuer kommt immer weiter auf uns zu und auch der Rauch ist deutlich spürbar. Aber Anousak scheint das nicht zu stören. Wir gehen einfach außen rum, deutet er uns an. Na gut. Zum Glück macht der Fluss eine Kurve und schon bald sehen wir das Feuer nicht mehr. In der Regel scheinen die Einheimischen die Feuer unter Kontrolle zu haben. Allerdings ist wohl erst am Nachmittag im Nachbardorf eines der Feuer auf ein Haus übergesprungen und hat es niedergebrannt. Wir sind jedenfalls froh, den Brand hinter uns gelassen zu haben.

Nachdem wir mittlerweile eine gefühlte Ewigkeit durchs Wasser waten, erreichen wir endlich einen Wasserfall. Das ist der Treffpunkt, den wir mit dem Jäger ausgemacht haben. Eine Weile machen wir es uns hier gemütlich und lauschen dem Wasser. Aber vom Jäger gibt es keine Spur. Handyempfang gibt es hier auch keinen. Somit warten wir noch eine Weile, auch wenn er längst schon da sein müsste. Anousak erklärt uns, dass nur der Jäger den Schlafplatz kennt, wo er uns für die Nacht hinbringen wollte. Nach insgesamt rund 30 Minuten warten, beschließen wir schon Mal vor zu gehen und selbst nach einer Schlafmöglichkeit zu schauen. Ganz grob weiß auch Anousak, wo der Platz des Jägers ist. Weiter geht es, wie sollte es anders sein, durch den Fluss. Mittlerweile hat auch Marwin keine Lust mehr und wir hoffen beide, dass wir endlich irgendwann mal am Schlafplatz ankommen. Anousak schlägt mit seine Buschmesser überall Äste ab und legt damit dem Jäger eine Fährte, in welche Richtung wir gelaufen sind. Wir sind sehr froh, als wir irgendwann den Flus verlassen und ins Gebüsch-Dickicht eintauchen. Wir kommen teilweise nur mit dem Buschmesser voran und bahnen uns den Weg. Irgendwann gelangen wir an eine Lichtung, an der wir schon mal waren, bevor es in den Bach ging. Wenige Minuten später sind wir dann auch an der Stelle, wo unser Schlafplatz in der Nähe sein müsste.
Wir erkennen in der Ferne 2 Unterstände in unterschiedlichen Richtungen. Anousak lässt us entschieden, welchen wir nehmen wollen und wir wählen den einen, der oben auf einer Anhöhe ist mitten in einer gerodeten Fläche. Endlich geschafft. Mittlerweile ist es 2:00 Uhr in der Nacht und wir schlagen unser Lager auf. Der Unterstand hat eine erhöhte Sitz- bzw. Liegefläche aus Bambus, auf die wir die Decke legen, auf der wir heute am Haus noch gegessen haben. Anousak hat außerdem noch ein Moskitonetz dabei, welches er um uns herum befestigt. Wir haben beide unsere Schlafsäcke und ich mein aufblasbares Nackenkissen dabei. Ich bin so froh, endlich aus den nassen Schuhen und Socken rauszukommen. Anousak fragt uns, ob wir Hunger haben. Und wir sind sehr froh, dass es nun so spät ist und wir einfach nur schlafen wollen. Ich glaube er selbst ist auch froh, dass er jetzt nicht noch ein Feuer machen muss, um die gefangenen Tiere zu grillen. Anousak liegt auf der einen Seite von mir und Marwin auf der anderen Seite und tatsächlich ist es hier nun ganz gemütlich. Wir sind uns sicher, dass wir gut schlafen können. Als wir noch keine Minute liegen, schnarcht Anousak bereits neben mir. Er scheint also auch ziemlich müde zu sein. 🙂

Irgendwann bekomme ich im Halbschlaf mit, dass der Jäger tatsächlich vorbei gekommen ist und uns gefunden hat. Stolz präsentiert er Marwin, der die halbe Nacht wach geblieben ist, um ein Schalke-Spiel zu sehen, seine gefangenen Vögel und Flughörnchen. Ich schlafe direkt weiter. Am Rande bekomme ich noch mit, dass der Jäger kurze Zeit später nochmal weiterzieht. Immer wieder hört man es schießen aus der Ferne. Der Jäger scheint eine erfolgreiche Nacht zu haben.
Der heißeste Tag seit Ewigkeiten

Um kurz nach 5 weckt uns Anousak, dass wir bald aufbrechen, sodass wir vor der Sonne und der Hitze zu Hause ankommen. Da ich ja geschlafen habe als der Jäger kam, präsentiert er mir nun auch noch stolz die vielen gefangenen Tiere. Hinzu kamen noch weitere Flughörnchen, Vögel und zahlreiche Krabben, die der Jäger gefangen hat. Nach dem Zusammenpacken geht es zurück in die nassen Schuhe und zurück zum Haus. Wir laufen zum Glück nur eine halbe Stunde, bevor wir ankommen. Im Haus wartet schon die Mama auf uns mit ihrem leckeren kalten Wasser. Anschließend freuen wir uns auf eine „Dusche“. Zusammen mit Anousack hüpfen wir in den Fluss und schwimmen eine Runde. Er zeigt uns einen kleinen Wasserfall, unter dem wir uns genüsslich eine Weile berieseln lassen. Nach dem Duschen gibt‘s Frühstück. Natürlich wieder Stickyreis und Suppe. Sehr lecker. Nach dem Essen legen wir uns alle erst mal eine Weile hin. In unserem Zimmer liegt einfach eine Matratze auf dem Boden mit frisch gewaschenem Bettzeug. Anousack bringt uns noch den einzigen Ventilator, den sie haben. Total lieb. Perfekt für ein Schläfchen.
Nach einigen Stunden Schlaf werden wir schweißgebadet wach. Mittlerweile ist es sooo heiß geworden, dass wir es im Bett und im Zimmer nicht mehr aushalten. Anousack ist auch längst wieder wach und schon wieder fleißig am Arbeiten im Garten. Aber auch ihm ist es heute viel zu heiß. Er sagt, es sei mit Abstand der heißeste Tag der ganzen letzten Jahre und es hätte deutlich über 40 Grad. Daher beschließen wir, heute einfach gar nichts zu machen und einen lazy day einzulegen. Wir hüpfen mehrmals am Tag in den Fluss und kühlen uns ab. Plötzlich sehen wir einen Mann, der den steilen Abhang hinunter humpelt und übers Floß zum Haus kommt. Es ist Anousack’s Vater, der sich trotz seiner Schmerzen nach der OP bei dieser Hitze vom Dorf bis hierauf gequält hat. Auch wenn er und seine Mama beide kein Englisch sprechen fühlen wir uns so sehr willkommen bei den beiden und verbringen den ganzen Tag meist schweigend zusammen auf der Veranda.
Erst als die Sonne hinter den Bäumen verschwindet, machen wir uns auf in das Dorf und besuchen die Verwandten und Freunde. Wir sitzen gemeinsam an einem Tisch auf einem kleinen Dorfplatz. Alle sind total freundlich zu uns und bieten uns Wasser und ein Eis an und Anousack erzählt, was wir heute Nacht erlebt haben. Englisch spricht nur ein Schwager von Anousack. Alle Dorfbewohner lachen sich den ganzen Abend schlapp über Handyvideos, die sie sich gegenseitig schicken, die sich über die enorme Hitze heute lustig machen. Um uns herum laufen überall die Hühner umher, neben den Häusern, in den Häusern. Irgendwann wird schließlich der Whiskey ausgepackt. Ein Schnapsglas und eine Flasche selbst angesetzten Whiskey. Das Schnapsglas wird immer direkt wieder vollgemacht und weitergereicht. Eine Runde nach der anderen. Als die Flasche leer ist, wird ein neuer Plastikbeutel geholt, der in die Flasche gefüllt wird. So haben wir einen sehr schönen Abend in der Dorfgemeinschaft und einen echten Einblick in Anousacks Leben.
Unsere eigene Baci-Zeremonie
Das hoch angepriesene Highlight unseres Besuchs im Dorf wartet am nächsten Morgen auf uns. Eine eigene traditionelle Baci-Zeremonie. Nur für uns. Anousack hat das halbe Dorf eingeladen. Wir haben keine Ahnung, was passieren wird, sind aber sehr gespannt. Nach und nach laufen immer mehr Leute im Haus ein, einige sind in der Küche fleißig, einige basteln ein Blumen-Gesteck und irgendwie scheint jeder seine Aufgabe zu haben. Wir sitzen einfach mal daneben und warten ab bis es los geht. Vor uns wird auf einem Art Tisch alles mögliche aufgebahrt. Blumen, eine Kerze, Süßigkeiten, Wasser, Whiskey, Geld und schließlich wird ein ganzes gekochtes Huhn dazu gelegt. Es geht los. Mittlerweile sind sicherlich knapp 20 Leute im Haus. Jeder der Anwesenden greift einen unserer Arme und bindet uns ein weißes Band um das Handgelenk. Anousack erklärt uns, das jedes Band für einen guten Wunsch steht, den uns die Dorfbewohner mit auf den Weg geben. Während wild durcheinander ein Band nach dem anderen um unsere Handgelenke geknotet wird, steckt uns eine Frau ein Stück des Huhns in den Mund. Ich habe extra nicht hingeschaut, was das ist. Marwin war sich rückblickend sicher, es war die Leber. Als wir das hinunter geschluckt hatten, greift sie wieder zum Huhn und steckt uns zusammen mit etwas Reis wieder ein Stück in den Mund. Dieses Mal war es die Zunge des Huhns. Schnell hinunterschlucken. Zum Glück dürfen wir dann mit Wasser und Whiskey etwas nachspülen. Nebenher spricht noch ein älterer Mann laute Worte und beträufelt uns mit Wasser. Wir verstehen natürlich kein Wort. Wir lächeln einfach, wissen gar nicht so richtig, wie uns geschieht, aber fühlen uns total geehrt, dass wir Mittelpunkt dieser Zeremonie sein dürfen. Als er fertig ist, stürzen sich alle auf die Süßigkeiten und das Huhn. Die Frauen bringen zahlreiche weitere Speisen aus der Küche, ein wahres Festmahl.

Anousack sagt, die Leute hätten uns alles Gute für unsere weitere Reise gewünscht. Zu gerne hätten wir selbst gehört, was jeder einzelne gesagt hat. Zu Feier des Tages wird anschließend der Krug mit Whiskey ausgepackt, den wir im Dorf der Black Thai gekauft haben. Alle freuen sich über den guten Tropfen und fleißig wird das Glas gefüllt, welches wieder seine Runden dreht. Nach dem Essen gehen die Leute nach und nach. Man scheint sich hier nicht wirklich hallo oder tschüss zu sagen. Denn die Leute sind alle plötzlich weg, ohne was zu sagen. Das ist uns schon in den letzten Tagen aufgefallen. Andere Länder, andere Sitten. 3 Männer bleiben am längsten und machen keine Anstalten heimzugehen, bevor der Whiskey-Krug nicht leer ist. Doch wir müssen uns nun auch auf den Weg machen, denn wir haben noch eine lange anstrengende Fahrt vor uns. Wir packen noch schnell unsere Sachen und verabschieden uns vor allem von den Eltern, die wir in der kurzen Zeit sehr in unser Herz geschlossen haben. Irgendwie traurig jetzt zu gehen. Aber es ist an der Zeit. Wir düsen los.

Ausgerechnet jetzt: Der erste Regen seit Wochen
Anousack fährt wieder voraus. Zurück über den Fluss mit dem Boot, weiter auf die raue Straße, bis sie schließlich immer besser wird. Wir legen wieder am gleichen Laden eine Trinkpause ein, wie auf der Hinfahrt. Als wir irgendwann auf der richtigen Straße angekommen sind, fängt es wie aus dem Nichts plötzlich heftig an zu gewittern und zu regnen. Wo kommt das denn jetzt her? Seit Wochen haben wir keinen Regen mehr gesehen und die Leute hier auch nicht wirklich. Wir fahren bei der nächsten Gelegenheit links ran, und stehen bei einer Werkstatt unter, bis es kurze Zeit später aufhört. Wir fahren weiter. Doch wenige Minuten später fängt es wieder so heftig an, dass wir erneut unterstehen müssen. Komplett durchnässt wollen wir einfach nur noch zu Hause ankommen. Irgendwann fahren wir weiter, es regnet nur noch ganz leicht, sodass es nicht mehr gefährlich ist, auf der Straße zu sein. Endlich erreichen wir schließlich unsere Unterkunft, verabschieden uns von Anousack und bedanken uns bei ihm für die unvergesslichen letzen Tage und den Einblick in seine Kultur, sein Dorf, seine Familie und sein ganzes Leben. Was für ein großartiges Abenteuer, das wir wohl nie mehr vergessen werden!
Am nächsten Morgen geht schon unser Flieger… es geht weiter in ein neues Land: Philippinen wir kommen!!! Nach all den Abenteuern brauchen wir dringend etwas Erholung.