Kambodscha – Ein Land, viele Gesichter

Unsere 3,5 wöchige Reise startet am Grenzübergang von Thailand nach Kambodscha. Der Minivan aus Thailand darf ab hier nicht weiterfahren und wir müssen die Grenze zu Fuß überqueren. Das Visum haben wir bereits im Voraus online beantragt. Alle anderen aus unserem Bus auch, daher geht die Einreise recht schnell vonstatten. Allerdings müssen wir noch eine halbe Stunde auf unseren nächsten Bus warten. Da stehen wir nun mit unseren Rucksäcken in der prallen Hitze und schauen uns um. Wir sind nur ein paar Meter über die Grenze gegangen, aber irgendwie sieht hier alles anders aus. Es riecht auch anders. Die Gebäude sind ziemlich verfallen, die wenigen Geschäfte sehr provisorisch aufgebaut, viel Müll am Straßenrand und viel Staub in der Luft. Beim Gang auf die Toilette ist die erste Herausforderung schon das Schließen der krummen Holztüre, ein Plumsklo also… und kein Toilettenpapier. Arschdusche? Auch keine… na gut, dann eben so 🙂 Wir merken schnell: wir sind hier nicht in Europa und das hier ist auch nicht Thailand. Hier weht auf jeden Fall ein anderer Wind. 

Unser Bus fährt schließlich vor. Es ist ein kleiner alter Bus, in dem circa 15 Personen Platz haben. Wir sind sehr glücklich über die funktionierende Klimaanlage und wir sind total gespannt, was wir auf der mehrstündigen Busfahrt alles entdecken können. Als wir gerade das Gelände des Grenzübergangs verlassen, stellen wir fest: in Kambodscha ist die Definition einer Straße wohl eine andere als wir das bisher gewohnt sind. Von Teer ist hier keine Spur, die Straße besteht aus rotem Sand und Schotter, übersäht mit Schlaglöchern. Wir haben uns für die Sitzreihe ganz hinten entschieden, wo wir die Beschaffenheit der Straße besonders zu spüren bekommen. Gut festhalten! Und nicht abheben! 🙂 Mit Schlafen wird das wohl nichts auf der Fahrt. Aber das macht nichts: völlig fasziniert beobachten wir die ersten Stunden die neue unbekannte Landschaft und später die Dörfer und Häuser mit ihrem ganz eigenem Baustiel. Kurz vor Sihanoukville beginnt plötzlich eine geteerte Straße mit Fahrbahnmarkierungen. Ich glaube, so sehr haben wir uns noch nie über eine Straße gefreut! Als uns der Bus am Busbahnhof rauslässt, nehmen wir uns ein Tuk Tuk zum Hotel und bestellen noch was zu essen. Wir sind fix und fertig von der langen Reise, der Hitze und der abenteuerlichen Fahrt.

Ko Rong Sanloem (6 Nächte)

Am nächsten Tag geht‘s direkt weiter mit der Fähre auf die kleine Insel Ko Rong Sanloem. Als wir die Insel von Weitem entdecken, sind wir sprachlos und uns kommt direkt ein Wort in den Sinn: Paradies! Das Wasser ist kristallklar – wie auf einem Poster und der Strand komplett weiß. Noch bevor wir die Insel betreten, beschließen wir, dass es definitiv die richtige Entscheidung war, hierher zu kommen. Der erste tolle Eindruck verstärkt sich noch viel mehr, als wir auf der Insel ankommen.

Auf Ko Rong Sanloem gibt es keine Straßen, keine Geldautomaten, keine Supermärkte. Hier spielt sich das komplette Leben an dem einen großen Strand ab. Es gibt einige schöne Unterkünfte und ein paar leckere Restaurants und Bars. Das war‘s. Aber mehr braucht man hier auch gar nicht. Die Insel strahlt eine ganz besondere Gelassenheit aus und lädt gerade so ein zum Entspannen und Nichtstun. Wir fühlen uns wirklich wie im Paradies und irgendwie völlig fernab der Realität.

Über Instagram haben wir gesehen, dass ein Bekannter aus Pforzheim aktuell auch auf der Insel ist. Er hat seine Reise kurz vor uns begonnen und in Thailand haben wir uns immer verpasst. Aber nun treffen wir ihn an unserem ersten Abend in dem Restaurant neben seinem Hostel, wo er mit einigen anderen Reisenden sitzt. Fast alle davon sind auch heute angekommen und wie sich rausstellt, sind alle davon deutsch, nur eine Holländerin ist noch in der Runde dabei. Wir beschließen, dass wir auf das Treffen anstoßen müssen. Für jeden ein Bier für einen Dollar. Die Preise gefallen uns schon mal. An dem Abend sitzen wir lange beisammen und immer wieder stößt jemand zu der Gruppe dazu. Erst ein Einheimischer, der heute Geburtstag hat und uns alle eine Runde ausgeben möchte, seine Freundin – eine Französin und zu später Stunde schließen sich uns noch zwei aus Belgien und Kalifornien an. So viele tolle Begegnungen an einem Tag. Lustig ist es dann auch in den nächsten Tagen. Da die Insel nicht groß ist, treffen wir ständig jemand, den wir kennen.

Ein Highlight auf der Insel ist für uns auf jeden Fall die Barbecue-Kultur: jedes Restaurant baut abends am Strand seinen riesigen Grill auf und präsentiert das gekühlte Grillgut auf Eis. Jeder kann sich aussuchen, was gegrillt werden soll (Rind, Schwein, Hühnchen, Fisch, Meeresfrüchte etc…) und man bekommt anschließend einen riesigen Grillteller serviert (meist mit Reis, Grillkartoffel, Knoblauchbrot, Maiskolben, Salat..). Sehr lecker! Ein Bier ist meistens auch gratis dabei.

Unser Bungalow ist sehr schön aber auch sehr einfach. Als wir die riesigen Ritzen zwischen den Holzbrettern an der Wand und auf dem Boden sehen, sind wir sehr froh, dass es ein Moskito-Netz über dem Bett gibt. Da alles ziemlich offen ist, hat man fast schon das Gefühl, draußen zu schlafen 🙂 Wir stellen uns schon mal auf ein paar tierischen Begegnungen ein. Auch wenn wir die ersten Tage erstaunlicherweise verschont bleiben, bewahrheitet sich die Vermutung dann doch, als Marwin aus der Dusche kommt und ich an seinen Handtuch eine abartig riesige Kakerlake hoch krabbeln sehe 😀

Doch auch trotz der Krabbeltiere fühlen wir uns total wohl auf der Insel und beschließen, direkt nochmal ein paar Tage zu verlängern. Wir buchen eine Unterkunft am anderen Ende des Strandes, die wir entdeckt hatten und uns sofort gut gefallen hat. Wir genießen die Zeit hier sehr und kommen total zur Ruhe. Bis auf 2 kleine Ausflüge zu 2 Ständen auf der anderen Seite der Insel, machen wir hier gar nicht viel. Mittags sind wir einfach froh irgendwo im Schatten zu sitzen und erfreuen uns der schönen Aussicht des Meeres. Aber genau das macht den Charme der Insel aus. Einfach das Leben, die Leute und den unfassbar schönen Strand genießen, lecker essen und trinken und an sonst gar nichts denken!

Kampot (4 Nächte)

Mit schmerzendem Herzen müssen wir nach fast einer Woche unser Insel-Paradies verlassen und machen uns mit Boot und Bus auf nach Kampot, eine kleine Stadt am Meer im Süden Kambodschas. Die Busfahrt dort hin entpuppt sich direkt als eines unserer nächsten Abenteuer. Auch auf der Strecke sind die Straßen wieder sehr holprig. Der Fahrer weicht ständig von links nach rechts den riesigen Schlaglöchern aus. Hier fährt allgemein eh jeder kreuz und quer und macht, was er will 😀 Doch plötzlich hält der Bus irgendwo im nirgendwo mitten auf der Straße an. Der Fahrer sagt einfach nichts und schraubt an seinem Schaltknüppel rum. Wir fragen ihn, ob mit dem Bus alles ok ist, aber er spricht leider kein Englisch und kann uns keine Auskunft geben. Er macht nur die Türe auf und signalisiert, dass wir aussteigen können. Aber draußen gibt es nur vertrocknete Wiese, wenige Büsche, ein paar Kühe und um die 40 Grad staubige Hitze. Der Fahrer telefoniert und legt sich schließlich unter seinen Bus und schraubt an irgendetwas herum. Einige andere Touristen im Bus wurden schon etwas nervös, doch wir haben einfach mal abgewartet und darauf vertraut, dass wir irgendwann schon ankommen werden. Und nach 20 Minuten ging die Fahrt plötzlich weiter. Der Busfahrer konnte offensichtlich nicht mehr schalten, hat es nun aber hinbekommen, dass der 2. Gang drin ist und so sind wir über eine halbe Stunde im 2. Gang weiter gefahren. Schließlich kommen wir in einem kleinen Ort an und halten an einer kleinen Werkstatt am Straßenrand. Keine Ahnung, was die dort mit dem Bus gemacht haben, aber nach 10 Minuten konnten wir plötzlich wieder normal weiterfahren – mit einer funktionierenden Schaltung. Wir mussten schmunzeln, da wir im voraus in einer Rezension zu den Transfers gelesen hatten, dass alles ziemlich verrückt zugeht, aber am Ende dann irgendwie immer alles klappt. Genau so war es bei uns auch. Schließlich kommen wir leicht verspätet in Kampot an. Dort wartet eine richtig schöne Unterkunft auf uns, mit tollem Essen, Pool (den wir nicht einmal benutzt haben :D) und einer tollen Dachterrasse, wo man sich aufhalten konnte – alles etwas mexikanisch angehaucht. Das Restaurant/Bar ist auch für die Öffentlichkeit geöffnet und hier finden viele Events statt, wie Quiz Night, Live Musik, gemeinsames Burger Essen uvm.

Am ersten Abend beschließen wir uns in der Stadt ein Wenig umzusehen. Unsere Unterkunft hat viele tolle Restaurants und Bars empfohlen, die wir ausprobieren wollen. In der ersten Bar kommen wir ins Gespräch mit unseren Tischnachbarn. 2 Australier, die gerade für ihre Flitterwochen hier sind. Die beiden waren völlig verrückt und durchgeknallt, aber unglaublich cool. Er erzählt uns, dass er sich heute eine Gitarre gekauft hat, da heute in einer Bar eine Jam Session stattfinden, zu der er gestern eingeladen wurde. Kurzerhand beschließen wir, die beiden zu begleiten und wir landen in einem tollen, musikalischen Abend mit tollen Menschen. Viele Europäer und Amerikaner, die hier leben und einige Reisende, die dazu stoßen und gemeinsam Musik machen und tanzen. Einfach toll.

Kampot ist vor allem bekannt für seinen Pfeffer. Den Pfeffer findet man in vielen einheimischen Gerichten hier wieder – und wir stehen sehr auf den besonderen pfeffrigen Geschmack. Daher fahren wir an einem Tag zu einer nahegelegenen Pfefferplantage, die kostenlose Führungen und Verkostungen des Kampot Pfeffers anbietet. Wirklich interessant und lecker! Wir haben zum Beispiel gelernt, dass es nicht nur runden Pfeffer gibt, sondern auch langen Pfeffer. Von dort aus fahren wir weiter in einen kleinen Ort namens Kep, der vor allem für seinen Krabbenmarkt bekannt ist. Ein beliebtes Ziel für alle Fisch-Liebhaber. Die Krabben werden hier frisch gefangen, verkauft und direkt zubereitet. Frischer geht nicht. Auch wenn wir beide keine Fischesser sind, schauen wir uns das bunte Treiben vor Ort an.

Ein weiteres Ziel in Kampot, das uns mehrfach empfohlen wurde, ist der Bokor Nationalpark. Ein Erlebnis ist hier auf jeden Fall schon die Fahrt mit dem Roller in und durch den Park, der bis auf über 1.000 Höhenmeter liegt. Mit jedem Höhenmeter merken wir, wie die sonst so trockene, heiße und vor allem staubige Luft, klarer und kühler wird. Endlich mal richtig durchatmen! Ganz oben ist es sogar echt frisch, sodass ich mir einen Pulli drüber ziehe. Aber wir genießen die Abkühlung nach so vielen heißen Tagen sehr. In dem Nationalpark auf dem Berg gibt‘s einiges zu entdecken. Seen, Tempel, Kirchen aus der französischen Kolonialzeit, Ruinen und vermutlich eine tolle Aussicht. Leider hängen die Wolken so im Berg als wir oben sind, dass wir nur auf eine weiße Wand blicken 🙂

Phnom Penh (4 Nächte)

Von Kampot aus wollen wir unbedingt mal den Zug testen, um zu unserem nächsten Ziel zu kommen. Richtig deutsch sitzen wir viel zu früh und als Erste morgens am Bahnhof und warten bis der Zug kommt. Dieser kommt wider erwarten sogar pünktlich. Wir fahren Richtung Hauptstadt, weshalb der Zug ziemlich voll ist. Aber wir bekommen einen Sitzplatz, also alles perfekt. Klimaanlage gibt‘s auch. Anfänglich freuen wir uns noch darüber aufgrund der anhaltenden Hitze draußen. Aber die Klimaanlage ist so kalt eingestellt, dass wir nach kurzer Zeit richtig frieren. Viele Passagiere sitzen schon mit Jacken, Schals oder Decken da. Doch dann entdeckt Marwin, dass es noch ein anderes Abteil gibt – ohne Klimaanlage, wo fast alle Plätze frei sind. Also wechseln wir den Platz in eine vermutlich geringere Klasse, sind aber happy über die angenehme Temperatur und haben den Wagon fast für uns alleine. Stundenlang beschäftigen wir uns damit, aus dem Fenster zu sehen. Vom Zug hat man nochmal eine ganz andere Perspektive auf Kambodscha als von er Straße aus. Einfach toll. Viele kleine Dörfer, spielende Kinder, Kühe, Felder, Reisfelder, Palmen, Flüsse, Seen und die tägliche Arbeit der einheimischen Farmer. Zu der Abenddämmerung erleben wir vom Zug aus einen total schönen Sonnenuntergang. Der ganze Himmel ist in einem tiefen Rot gefärbt und davor die vorbeiziehende und sich ständig ändernde Landschaft. Wirklich magisch. Die Zugfahrt war auf jeden Fall ein absolutes Highlight und viel bequemer als im Bus – vor allem bei den Straßenverhältnissen hier.

Von den ländlichen Regionen nun hier im lauten Phnom Penh anzukommen fühlt sich erst Mal wie eine andere Welt an und zeigt uns nochmal eine ganz andere Seite von Kambodscha. Am ersten Tag steht Sightseeing auf dem Programm: eine schöne Tempelanlage im Grünen, ein paar imposante Gebäude aus der Kolonialzeit und der Königspalast. Eigentlich wollten wir noch mehr anschauen, aber wir haben die Hitze unterschätzt. Hier in der Großstadt hat diese mittlerweile ein Ausmaß angenommen, das schier nicht auszuhalten ist. Wir brauchen erst mal eine Abkühlung. Wir haben uns zum Glück für ein Hostel mit Pool auf der Dachterrasse entschieden, sodass wir dort erst mal reinhüpfen. Die nächsten Tage gewöhnen wir uns an, morgens rauszugehen und dann erst wieder abends. Die Mittagshitze ist viel zu anstrengend.

Phnom Penh bietet auf jeden Fall auch genügend abendliches Programm. Es gibt mehrere tolle Straßen mit Restaurant an Restaurant und Bar an Bar. An einem Abend wollen wir was essen gehen. Auf dem Weg dort hin kommen wir zufällig an einem Ort vorbei, den ich mir auf Google Maps eingespeichert habe. Ich hatte auf irgendeinem Reiseblog gelesen, dass man hierher kommen soll, wenn man in der Gegend ist, um das „Geheimnis des Kühlschranks“ zu lüften. Ich hatte keine Ahnung, was das sein soll, aber es hat uns neugierig gemacht, da es so geheimnisvoll klingt. Also biegen wir von einer extrem lauten und hektischen Straße ohne Gehweg und ständiger Angst gleich überfahren zu werden, in die kleine Gasse, wo es nun irgendwas mit einem Kühlschrank auf sich haben soll. Von weitem erspähen wir irgendwann einen roten großen Coca Cola Getränkeautomat (Kühlschrank). Das muss es sein, aber was soll denn jetzt das Geheimnis sein? Wir schauen uns das Ganze mal aus der Nähe an. Kommt da jetzt gleich ne Gratis-Cola raus? Gerade als wir den Automat genauer inspizieren wollen, kommt plötzlich ein Mann auf und zu. Ich dachte nur: bestimmt erklärt er uns gleich das Geheimnis. Er grinst, geht zum Kühlschrank und öffnet die Türe des Automaten. Völlig perplex stehen wir da und ehe wir uns versehen, stehen wir plötzlich mitten in einer kleinen, dunklen, urigen Bar. Völlig baff schauen wir uns an und lachen los. Wow… damit hatten wir absolut nich gerechnet. Im Eck sitzen eine Frau und ein Mann und spielen Live-Musik. So schön. Wir setzen uns an einen freien Tisch, bestellen 2 leckere Cocktails und sind immer noch überwältigt. Ach… wir lieben Geheimnisse und solche unerwarteten Überraschungen.

Wer in Phnom Penh ist, kommt nicht an der grausamen Geschichte vorbei, die die Stadt und das ganze Land unter der Schreckensherrschaft der Roten Khmer erlitten hat. Das ist noch nicht Mal 50 Jahre her und ist irgendwie heute noch spürbar. Durch Zwangsarbeit, Hungernot, Folter und Mord kamen Schätzungen zufolge etwa 1,7 Millionen Menschen ums Leben – fast ein Viertel der Bevölkerung. Ziel war es, das Land in einen Bauernstaat zu verwandeln. In Erinnerung an die begangenen Verbrechen gibt es in einem der ehemaligen Gefängnisse der Roten Khmer das heutige Genozid-Museum. Etwas außerhalb der Stadt kann man zudem noch die „Killing Fields“ besuchen, wo die sämtlichen Toten hingebracht wurden. Um mehr über diese schlimmer Zeit Kambodschas zu erfahren, fährt Marwin zu den beiden Erinnerungsstätten. Ich selbst habe entschieden, dass ich nicht mitgehe, da mir sowas immer sehr nahe geht, und ich die Bilder wohl nie wieder aus meinem Kopf bekommen würde. Ich bin aber froh, dass Marwin hinfährt und mir die Hintergründe anschließend näher bringen kann. Es war auf jeden Fall eine unvorstellbar grausame Zeit, die bis heute ihre Spuren in Kambodscha hinterlassen hat.

Am letzten Abend buchen wir uns eine Bootsfahrt zum Sonnenuntergang auf den ineinander fließenden Flüssen Tonle Sap und Mekong. Anschließend genießen wir das Abendessen auf dem Nachtmarkt in Phnom Penh. Hier sind überall Essens- und Getränke-Stände und in der Mitte eine große Fläche mit Teppichen ausgelegt, wo alle sitzen und gemütlich essen. Zum Abschluss geht‘s noch auf einen Absacker in eine Skybar, wo wir die Aussicht über die Stadt genießen, bevor die Reise morgen weiter geht.

Battambang (3 Nächte)

Da uns die letzte Zugfahrt so gut gefallen hat und alles geklappt hat, fahren wir nach Battambang wieder mit dem Zug. Dieses Mal hat der Zug keine Klimaanlage. Aber alle Fenster des Zuges sind offen, sodass ein angenehmer Fahrtwind entsteht. Der Zugverkehr wurde unter den Roten Khmer komplett eingestellt und ist erst seit wenigen Jahren wieder in Betrieb. Es gibt nur wenige Strecken im Land und es fährt in jede Richtung nur ein Personen-Zug am Tag. Nicht selten passiert es, dass der Zug Verspätung hat, da z.B. eine freilaufende Kuh überfahren wurde. Unvorstellbar aus deutscher Sicht sind auch die Bahnübergänge der Straßen. An jedem Übergang steht ein Mitarbeiter, der manuell die Schranken schließt, kurz bevor der Zug kommt. Aber auch dieses Mal ist der Zug pünktlich und wir kommen fast wie geplant in Battambang an.

Battambang hat auf uns eine ganz seltsame Wirkung. Irgendwie erscheint es uns wieder wie eine andere Welt im Vergleich zu den anderen Orten. Auf der einen Seite wirkt die Stadt wie ausgestorben und als wäre die Zeit hier irgendwie stehen geblieben. Auf der anderen Seite gibt es hier top moderne Läden und Restaurants und im Vergleich zu beispielsweise Phnom Penh wirkt alles viel fortschrittlicher. Irgendwie fühlen wir uns hier wie in einem Film – ein bisschen unreal. Allgemein ist Battambang sehr geprägt von der französischen Kolonialzeit. So entdecken wir zum Beispiel abends auf Google Maps eine französische Weinbar. Nach fast 3 Monaten ohne Wein können wir nicht widerstehen und gönnen uns eine viel zu teure Flasche Wein und eine Auswahl an französischem Käse mit Baguette. Hmmm…. Wein und Käse – das haben wir wirklich vermisst.

Eine der Top-Sehenswürdigkeiten in Battambang ist der Tempel Phnom Sampov und die angrenzende „Fledermaus Höhle“. Wir nehmen uns ein Tuk Tuk, das uns am Eingang rauslässt und auf uns wartet, bis wir zurückkommen. Zu Fuß erklimmen wir einen steilen Berg. Oben angekommen kann man zunächst eine der zahlreichen Killing Caves des Landes aus der Zeit der Roten Khmer besichtigen, wo damals zahlreiche Menschen getötet und „hineingeworfen“ wurden. Wenn man den historischen Hintergrund nicht kennen würde, eine ganz normale unspektakuläre Höhle. Am Eingang ist eine kleine Gebetsstätte mit einem Buddha errichtet worden, wo auch einige Totenköpfe ausgestellt sind. Ich muss zugegeben, dass ich trotzdem sehr froh bin, als wir die Höhle hinter uns lassen. Wenn man dem Weg folgt, gelangt man durch einen kleinen Wald mit ganz vielen Affen. Sie sitzen friedlich am Wegrand und beobachten uns, wie wir vorbeigehen. Man gelangt zu einer weiteren Höhle mit einem schönen Tempel im Innern. Das nächste Ziel, den große Tempel Phnom Sampov erreichen wir wenige Minuten weiter zu Fuß. Von dort hat man vor allem eine tolle Aussicht über die ganze Region, da der Berg hier so ziemlich der einzige in Sichtweite ist. Von dort aus geht‘s schließlich eine sehr lange Treppe hinab zurück ins Tal, wo unser Tuk Tuk-Fahrer uns pünktlich um 17:00 Uhr schon erwartet. Denn das Highlight des Tages kommt jetzt: zur Dämmerung fliegen hier mehrere Millionen Fledermäuse aus der Höhle. Die Einheimischen haben sich dieses Spektakel zu Nutzen gemacht und haben überall Stühle und Stände mit Essen und Trinken aufgebaut, von wo man die Fledermäuse gut sehen kann. Wir nehmen platz und trinken erst Mal eine Kokosnuss. Aus dem angrenzenden Dorf schallt laute Musik über den ganzen Vorplatz. Wir lauschen dem bunten Treiben und sind gespannt, wann die Fledermäuse wohl kommen. Plötzlich kommt unser Tuk Tuk-Fahrer schnell auf uns zugelaufen, fragt, ob wir leer haben und bittet uns, ihm zu folgen. Verdutzt schauen wir uns an… wir wollen doch die Fledermäuse sehen – nur deshalb sind wir hier. Er erklärt uns, dass die Musik heute aufgrund eines Festes viel zu laut sei und dass das die Fledermäuse erschreckt. Er will uns zu einem anderen Platz bringen. Da wir uns auch schon über die Musik gewundert hatten, leuchtet uns das ein, was er sagt und wir folgen ihm ins Tuk Tuk. Alle anderen Touristen, die sich mittlerweile angesammelt haben, schauen uns ganz fragend an, wie wir denn jetzt gehen können, wenn es doch gleich los geht. Naja wir vertrauen jetzt einfach mal unserem netten Fahrer und sind gespannt, wo er uns hinbringt.

Er fährt mit uns einen kleinen Weg auf die andere Seite der Höhle. Hier sei der Hinterausgang. Nach wenigen Minuten hält er an und deutet auf einen kleinen Pfad, der steil den Berg hoch geht. In der Dämmerung erkennen wir ca. 8-10 weitere Leute, die auf dem Berg stehen. Das beruhigt uns schon mal ein bisschen. Schnell steigen wir hinauf und hoffen, dass wir es noch rechtzeitig schaffen. Oben angekommen sind wir völlig begeistert von der tollen Aussicht. Hier ist es viiiiel schöner als auf der anderen Seite. Zudem ist kaum jemand hier und es ist schön ruhig. Das ist wohl ein echter Geheimtipp! Wir setzen uns und warten. Eine Einheimische ist auch hier oben und verkauft Getränke. Plötzlich zeigt sie in den Himmel und wir erkennen ein, zwei kleine schwarze Punkte am Himmel. Das sind doch Vögel, oder? Neee… es geht tatsächlich los…. Die Punkte werden immer mehr und mehr. Plötzlich wird aus den einzelnen Punkten ein ganzer Schwarm, der immer breiter und dicker wird. Man hört die Fledermäuse auch quietschen. Wooow. So viele Fledermäuse auf einmal. Der Schwarm malt eine dicke geschwungene Linie in den dunkelblauen Himmel. Wir haben Gänsehaut. Ein derartiges Naturschauspiel haben wir noch nie gesehen, das ist wirklich wunderschön. Über eine halbe Stunde beobachten wir den Schwarm, der nie abbricht und immer wieder seine Richtung ändert. Als es bereits dunkel ist, steigen wir wieder hinab und als wir mit dem Tuk Tuk in Richtung Stadt fahren, fliegen die Fledermäuse immer noch aus der Höhle…

Am nächsten Tag freuen wir uns auf eine einzigartige Aktivität, die mit der Hauptgrund für uns war, um nach Battambang zu kommen: der Bambus-Zug. Das ist ein traditionelles Fahrzeug, dass die Khmer früher für den Transport von Waren und Arbeitern verwendet haben. Die kleinen Züge nutzen die Gleise der richtigen Züge und bestehen eigentlich nur aus 4 Rädern, einem „Bambus-Floß“ und einem kleinen Motor. Heute dienen die Bambus-Züge hier nur noch als Touristen-Attraktion. Als wir mit dem Tuk Tuk dort ankommen, beginnen 2 Männer direkt die Räder auf die Gleise zu heben, das Bambus-Gestell und den Motor draufzulegen und schließlich gibt es noch einen Teppich und 2 Kissen, worauf wir sitzen können. Wir zahlen jeder 10 Dollar und schon geht es los. Der Bambus-Zug fährt ganz schön schnell und es ist wahnsinnig laut, sodass man sich nur schreiend unterhalten kann. Was eine Gaudi. Die Fahrt widerspricht zwar so ziemlich jeder Sicherheitsvorschrift des europäischen TÜVs, aber wir haben riesigen Spaß. Wir hoffen, dass kein richtiger Zug angefahren kommt, denn genau hier sind wir gestern noch mit dem Zug durchgefahren. Aber da dieser nur einmal am Tag in jede Richtung fährt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering. Nach wenigen Minuten kommt uns ein anderer Bambus-Zug mit anderen Reisenden entgegen. Auf diese Situation sind wir gut vorbereitet: wir haben gelesen, dass immer der Bambus-Zug, auf dem weniger Passagiere sitzen, absteigen muss. Dann wird der Zug von den Schienen genommen, sodass der andere Zug weiter fahren kann. Wir wollen schon aufspringen als uns der Fahrer signalisiert, dass wir sitzen bleiben sollen. Er selbst dreht den Motor, setzt sich um und wir fahren zurück in die andere Richtung. Somit kann der andere Zug uns folgen. So gehts natürlich auch. Wir hoffen, dass es das nicht schon gewesen ist. Aber als wir die Einstiegsstelle erreichen fahren wir noch weiter in die andere Richtung. Nach einigen weiteren Minuten drehen wir schließlich wieder. Nach insgesamt einer halben Stunde, ist der Ritt auch schon zu Ende. Kurz aber lustig und definitiv einen Besuch wert. Wir hoffen, dass es den Bambus-Zug noch eine Weile geben wird. Denn die Regierung plant den Zugverkehr weiter auszubauen und das würde dann das endgültige Ende des Bambus-Zuges bedeuten. 

Siem Reap (7 Nächte)

Von Battambang aus fließt der Fluss Sangker in Richtung Tonle Sap See und Siem Reap. Wir haben uns sagen lassen, dass es ein tolles Erlebnis ist, diese Strecke mit dem Boot zu fahren. Ohne uns groß darüber informiert zu haben, sahen wir allerdings direkt, dass unsere Unterkunft die Fahrt anbietet und haben daraufhin gebucht. Am Abreisetag holt uns morgens ein Tuk Tuk ab. Außer uns ist noch ein Reisender dabei – wie sich schnell herausstellt auch ein Deutscher. Der nette Mann von unserem Hotel erklärt uns, dass heute nur wir 3 das Boot gebucht hätten und er schenkt uns zum Abschied noch ein Tuch, das wir über uns legen können, falls es auf der Fahrt zu heiß wird. Auf der Fahrt freuen wir uns, dass wir heute das Boot und damit reichlich Platz für uns haben werden. Wir witzeln, was das wohl für ein Boot sein wird, in dem wir heute 7 Stunden lang fahren werden. Ob es wohl eine Toilette gibt? Das Tuk Tuk hält irgendwann außerhalb der Stadt mitten in der Natur am Fluss und der Fahrer signalisiert, dass wir hier aussteigen und zum Ufer hinunterlaufen sollen. Im Wasser liegt hier nur ein winziges Longtail Boot, um welches 3 Einheimische sitzen. Das wird wohl nicht unser Boot sein… oder? Wir warten kurz bis einer der Einheimischen sein Reis-Frühstück verputzt hat. Abschließend deuten die Männer auf das kleine winzige Boot und signalisieren uns, dass wir einsteigen sollen. Okay, das ist wohl doch unser Boot. So viel zum Thema Toilette 😀 Im Boot sitzen bereits 2 Frauen. Die Männer verstauen unsere Rucksäcke und jeder von uns nimmt auf einem Holzbrett Platz. Na das kann ja lustig werden. Die anderen Männer kommen auch mit. Los geht‘s. Wir sind kaum wenige Meter gefahren, macht der Fahrer den Motor aus und wir halten an. Warum erschließt sich uns nicht wirklich. Kurz drauf fahren wir auch wieder weiter. Doch bereits nach der nächsten Kurve halten wir schon wieder an. Am Ufer steht diesmal ein Mann, den wir noch einsammeln. Da heißt es für uns Zusammenrutschen. Marwin und ich sitzen mittlerweile bereits gemeinsam auf einem Brett. Gerade als wir losfahren wollen, ruft ein Mann von der Straße. Er deutet an, wir sollen warten. Hinten auf seinem Roller sitzt ein junger Mönch. Dieser steigt ab und kommt in Richtung unseres Bootes. Der Mönch kommt also auch noch mit. Weiter zusammenrücken. So viel zum Thema nur zu dritt. Hier herrscht wohl das Prinzip: Kein Boot fährt leer. Wird wohl eine kuschelige Fahrt. Der Mann, den wir gerade eingeladen haben, sitzt ganz vorne und stellt sich bald schon als wichtigstes Boardmitglied heraus. Als wir wenige Minuten unterwegs sind, macht der Fahrer wieder plötzlich den Motor aus und wir treiben gerade aus zu in einen Busch. Jetzt kapieren wir auch, warum er vorhin schon angehalten hat – wir haben die Kurve offensichtlich nicht bekommen. Der Mann ganz vorne greift schnell eine Bambus-Stange und manövriert uns wieder aus dem Gebüsch. Die Fahrt kann weitergehen. Entweder ist das Bootfahren hier auf dem Sangker schwerer als es aussieht oder der Fahrer ist nicht wirklich der Geübteste. Der Mann vorne hat auf jeden Fall immer wieder damit zu tun, uns zu retten. Da ist es also mal wieder, unser Abenteuer. Abgesehen von dem nicht vorhandenen Komfort auf dem Boot lohnt sich die Fahrt aber sehr. Anfänglich tolle Landschaft, immer wieder Kühe und andere Tiere, die zum Trinken an den Fluss kommen und später die einzigartigen schwimmenden Dörfer, wo man das bunte Treiben der Fischerleute vom Boot aus beobachten kann. Langweilig wird es uns auf jeden Fall nicht. In einem der schwimmenden Dörfer machen wir einen Halt in einem kleinen Laden. Perfekter Zeitpunkt für eine Toiletten-Pause. Eigentlich will ich aussteigen, aber ich traue mich nicht so richtig. Der Mönch sitzt 2 Reihen vor mir und von unseren Tempelbesuchen weiß ich, das eine Frau einen buddhistischen Mönch nicht berühren darf. Ich bleibe erst mal sitzen und warte ab. Zum Glück kommt dann aber von weiter hinten eine Frau und klettert ganz vorsichtig mit möglichst viel Abstand an dem Mönch vorbei. Ich beschließe, es ihr gleich zu tun. Wir können uns kurz die Füße vertreten, wer möchte auch was zu essen kaufen,. Aber wir haben genug Proviant eingepackt und sind noch versorgt. Schließlich fahren wir weiter. Wir haben schon einiges an Verspätung. Das liegt wohl am niedrigen Wasserstand des Flusses aufgrund der sich langsam zum Ende neigenden Trockenzeit. Je weiter wir fahren, desto breiter wird der Fluss, aber desto mehr Wasserpflanzen übersähen das Wasser. Oft sind die Pflanzen mit Schnüren irgendwo angebunden, damit zumindest noch eine kleine Lücke für die Boote bleibt. An vielen Stellen sind die Pflanzen aber nicht weggebunden und wir fahren immer wieder über riesige grüne „Teppiche“. Immer wieder drücken die Männer die riesigen Blätter der Pflanzen auf die Seite, damit wir nicht stecken bleiben. Doch irgendwann erstreckt sich vor uns plötzlich eine dichte Blätterfront und über die komplette Flussbreite ist kein Durchgang erkennbar. Wir suchen uns eine günstige Stelle und bahnen uns einen Weg durch das Pflanzendickicht. Irgendwann hilft jeder an Board mit, die Pflanzen vom Boot wegzuhalten. Doch irgendwann dreht der Motor hohl… wir bewegen uns keinen Millimeter mehr. Wir stecken fest. Wir schauen uns nur an und lachen lauthals los. Uns wundert hier auf dieser Fahrt nichts mehr. Als nichts anderes mehr hilft, springt der Mann ganz vorne plötzlich mutig ins Wasser und versucht gemeinsam mit dem Fahrer irgendwie das Boot zu befreien. Keine Ahnung was die Männer genau gemacht haben, aber nach ca. 15 Minuten sind die schlimmsten Knoten gelöst und wir können endlich weiterfahren. Der Mann ist auf jeden Fall unser Held des Tages. Auch deshalb, weil wir zuvor noch ein (offensichtlich totes) Krokodil im Fluss entdeckt haben. Wir wären sicher nicht reingesprungen… Nachdem der Sangker schließlich in den Tonle Sap See mündet und wir diesen noch ca. eine halbe Stunde lang überqueren, kommen wir irgendwann unterhalb von Siem Reap nach sehr langen und heißen 9 (anstelle von 7) Stunden am Ziel an. Was ein verrückter Tag.

Dafür ist Siem Reap für uns die mit Abstand coolste Stadt Kambodschas. Als wir ankommen können wir es kaum fassen, wie modern, sauber und schön die Stadt ist. Man merkt auf jeden Fall, dass die Stadt aufgrund der zahlreichen Besucher von Ankor Wat viel Geld hat. Der Lebensstandard hier ist ein ganz anderer als in allen anderen Städten. Am 14.-16. April findet in Südostasien zudem das Neujahrs-Fest Songkran statt und die große Feier Kambodschas ist hier in Siem Reap. Dieses einzigartige Ereignis können wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Wir planen also mehr Zeit hier ein und freuen uns sehr auf eine ganze Woche Siem Reap.

Über Airbnb haben wir uns eine schöne kleine Wohnung gemietet mitten im Zentrum. Die Wohnung ist etwas teurer als unsere bisherigen Unterkünfte (31 EUR pro Nacht), aber dafür hat sie nahezu deutschen Standard und wir haben hier ein richtiges kleines Zuhause. 

Bevor sich die Stadt füllt mit den zahlreichen Einheimischen, die hier das Neujahres-Fest feiern, besuchen wir direkt an unserem ersten Tag Angkor Wat, die größte Tempelanlage der Welt. Über die Unterkunft haben wir Kontakt zu dem Tuk Tuk-Fahrer Mr. Black aufgenommen, der uns in die Tempelanlage fährt und uns dort alles zeigt. Er holt uns morgens um 4:30 ab, denn wir wollen die tolle Kulissen des Haupttempels Angkor Wat bei Sonnenaufgang betrachten. Mr. Black lässt uns vor dem Eingang raus und wartet draußen bis wir mit unserem Rundgang im Haupttempel fertig sind. Wir platzieren uns bei Dunkelheit vor dem rechten See vor Angkor Wat, ein sehr beliebter Spot für den Sonnenaufgang. Aber wir sind so früh dran, dass wir einen guten Platz ergattern können. Gespannt warten wir auf die Sonne. Erst beginnt es zu dämmern und der Himmel färb sich in einem dunklen lila, welches sich mit der Zeit immer mehr in ein zartes rosa verfärbt. Je heller es wird, desto mehr erkennt man die berühmten Umrisse von Angkor Wat. Der Vorplatz des Tempels füllt sich. Aber trotz der vielen anderen Besucher herrscht eine ganz besondere und mystische Stimmung. Als es bereits richtig hell ist, taucht plötzlich die leuchtend rote Sonne hinter dem rechtem Tempel-Turm auf. Die Kameras der Besucher laufen heiß und auch wir schießen viele tolle Bilder. Anschließend machen wir uns auf, das Gelände zu erkunden. Zuerst gehen wir in den Tempel hinein. Hunderte Gänge und Treppen führen durch die imposante Sandstein-Architektur, an der wir uns nicht satt sehen können. Draußen vor dem Eingang in das Hauptgebäude werden gerade fast 4 Millionen kleine Papier-Herzen aufgestellt. Anlässlich des Songkran-Festes soll hier ein neuer Weltrekord aufgestellt werden. Mittlerweile wird es ziemlich heiß, nachdem der frühe Morgen angenehm kühl war. Wir setzen uns in den Garten der Tempelanlage, trinken Wasser und lassen den Anblick des riesigen Tempels nochmal auf uns wirken, bevor wir zurück zu Mr. Black gehen. Er gibt jedem erst mal eine eiskalte Flasche Wasser, die wir direkt leer trinken.

Weiter geht es zum nächsten Tempel: der Bayon-Tempel, ebenfalls ein beeindruckender Tempel im ähnlichem Baustil. Als wir hier ankommen, laufen überall Affen durch den Tempel, was das ganze Ambiente sehr besonders macht. Von dort aus kann man noch 2 weitere Tempel zu Fuß erreichen. Im Anschluss bringt uns Mr. Black noch zum Ta Prohm Tempel. Das ist der Tempel, in dem der Film Tomb Raider spielt und gedreht wurde. Der Tempel ist mehr eine Ruine und ist genau wegen seinem verfallenen Zustand so beliebt. Dieser Tempel wurde nicht wie die anderen restauriert, sondern in dem Zustand belassen, wie er damals aufgefunden wurde. Besonders eindrucksvoll sind die riesigen Bäume, deren riesige Wurzeln das ganze Gebäude umschlingen.

Jeder Tempel hat seinen ganz eigenen Charme und Angkor Wat ist nicht umsonst zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt worden. Auch, wenn man kein Tempel-Fan ist, ist das ganze Angkor Wat-Gelände auf jeden Fall einen Besuch wert. Wir sind sehr froh, dass wir uns für ein 3-Tages-Ticket entschieden haben. Mit Mr. Black vereinbaren wir nach dem ersten Tag, dass wir einen Tag Pause machen und er uns dann am übernächsten Tag wieder abholt für unseren 2. Tag Angkor Wat. An dem Tag zeigt er uns viele weitere tolle Tempel der riesigen Anlage. Auch nach 2 Tagen wird es hier nicht langweilig. Überall wird die Tempelanlage bereits auf die Feierlichkeiten des Khmer Neujahrs vorbereitet. Tolle Dekorationen, zahlreiche Stände und Bühnen werden aufgebaut. Den dritten Tag lassen wir uns noch offen für die Tage des Songkrans, damit wir das Rahmenprogramm in der Tempelanlage auch zu sehen bekommen. 

Siem Reap hat aber auch über Angkor Wat hinaus sehr viel zu bieten. An einem Abend besuchen wir den örtlichem Cambodian Zirkus Phare. 8 Akrobaten zeigen 2 Stunden lang ihr Talent und erzählen dabei eine kleine schöne Geschichte. Vor dem Zirkus gibt es noch die Gelegenheit was zu Essen und zu trinken und lokale handgefertigte Dinge zu kaufen. Ein rundum gelungener Abend. Ansonsten genießen wir die vielen leckeren Restaurants und tollen Bars in der Stadt, hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. 

Die ganze Stadt bereitet sich seit Tagen auf das 3-tägige Songkran-Fest vor und dann ist es am 14.04. endlich soweit. Das Fest ist eine Mischung aus traditionellem Volksfest und religiöser Zeremonie und wird auch als das Wasserfest bezeichnet. Ursprünglich standen zeremonielle Waschungen von hochangesehenen Mitgliedern der Gesellschaft, wie zum Beispiel Mönche, im Mittelpunkt des Songkrans. Das Wasser symbolisiert Leben und Fruchtbarkeit und steht auch für einen Neuanfang. Mittlerweile gibt es in allen Ländern, die Songkran feiern, ausgiebige Wasserschlachten, bei denen Eimer, Schüsseln, Wasserschläuche und vor allem Spritzpistolen zum Einsatz kommen. Es ist unmöglich das Haus zu verlassen, ohne in die Wasserschlacht involviert zu werden – egal ob Einheimische oder Touristen. Damit wir nicht völlig unbewaffnet sind, kaufen wir uns jeweils eine Sprühflasche für einen Dollar im Supermarkt. Da wir selbst eine Wasserschlacht aus unserer Kindheit mit Wasserbomben in Verbindung bringen, kaufen wir uns noch einen Pack Luftballoons. Am 14.04. beschließen wir uns bereits mittags ins Getümmel zu stürzen. Wider Erwarten ist an den ganzen aufgebauten Bühnen und Ständen aber noch gar nichts los. Viele sind sicherlich in der Tempelanlage über den Mittag. So haben wir Zeit, alles in Ruhe zu erkunden. Es dauert nicht lange, bis der erste sich traut uns nass zu spritzen. Aber wir können uns wehren 🙂 Um der Mittagshitze etwas zu entkommen setzen wir uns in die Pub Street, der Partymeile von Siem Reap und schauen von dort aus dem bunten Treiben zu. Wir kommen mit 2 Schweizern ins Gespräch, die am Nebentisch sitzen und die auch seit ein paar Monaten auf Reisen sind.

Später ziehen wir gemeinsam mit den beiden los ins Getümmel. Mittlerweile ist richtig viel los in der Stadt und die Straßen sind voll mit sich nass spritzenden Menschen. Wir haben noch nie so viele fröhliche und lachende Menschen auf einmal gesehen. Auch uns macht es riesigen Spaß Teil des Songkran Festes sein zu können. Meine Lieblingsbeschäftigung ist es, den kleinen süßen einheimischen Kindern meine Wasserbomben zu schenken, wenn sie mich nass gespritzt haben und ihnen dabei zuzusehen, wie sie sie meist nicht kaputt bekommen und lachend hinterher rennen, um es erneut zu versuchen. Da geht einem echt das Herz auf. Je später es wird, desto voller und lauter wird es und die Party ist mittlerweile in vollem Gange. Nach einigen Bars bleiben wir bei einer großen Bühne mit DJ hängen, wo wir gemeinsam mit den Schweizern und vielen Einheimischen den Abend verbringen. Feiern kann Kambodscha auf jeden Fall. 

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