Thakhek-Loop: Gemeinsam ans Ziel

Wir fahren den Thakhek-Loop! Dies ist eine ca. 422 km lange Strecke abseits des Tourismus, die durch verschiedenste Landschaften und Dörfer östlich von Thakhek führt. Auf der Route bekommen wir einen tollen Einblick in das laotische Dorfleben und entdecken viele wundervolle landschaftliche Besonderheiten, wie Höhlen, Reisfelder, Quellen, Berge, Seen uvm. Normale Menschen wie ich (Tanja), fahren die Strecke mit dem Motorbike. Völlig verrückte Menschen – wie Marwin – machen den Spaß mit dem Fahrrad…

Da wir absolut keinen Plan haben, was auf uns zu kommt, sind wir völlig begeistert, als der Besitzer unserer Unterkunft uns abends ein Thakhek-Loop-Briefing anbietet. Dankend nehmen wir alle Infos zur Route und zu den Stopps an, die man unterwegs einlegen kann. Er selbst hat den Loop schon 5 Mal gemacht und man merkt: Er weiß wovon er spricht. Unser großes Gepäck können wir bei ihm in der Unterkunft lassen und so gehts am nächsten Morgen los zum Motorrad- und Fahrradverleih. Nachdem uns der (zufällig deutsche) Vermieter aufgrund der Hitze noch vor Dehydrierung, heftigen Gewittern sowie sonstigen Gefahren warnt und wir versprechen vorsichtig zu sein, geht’s dann gemeinsam auf den Loop!

1. Etappe: Höhlen, Hitze und Gewitter

Auf der noch recht viel befahrenen Straße am Anfang fahre ich mit dem Motorrad erstmal vor. Nicht weit außerhalb von Thakhek sehen wir schon die riesigen tollen Felslandschaften neben der Straße. Als wir nach der ersten Pause aber merken, dass Marwin durchschnittlich etwa 30km/h fährt und gar nicht viel langsamer ist, beschließen wir gemeinsam weiterzufahren. Auf der Route des ersten Tages haben wir 2 Zwischenstopps eingeplant. Der erste ist die Buddha Cave, wo sich viele Einheimische von einem Mönch in einer schön geschmückten Höhle segnen lassen. Der zweite Stopp liegt circa auf der Hälfte der Tagesstrecke, die Tham Nang Ene Cave. Diese Höhle ist riesig und bekannt für ihre bunten Beleuchtungen im Inneren. Wir fahren mit einem kleinen Ruderboot eine halbe Stunde in die Höhle, wo wir absolute Ruhe vorfinden. Nur unser Guide und wir – eine gelungene Auszeit und Abkühlung zu der anstrengenden Fahrt bei rund 40 Grad. Bevor es zurück geht mit dem Boot, führt uns der Guide noch eine halbe Stunde durch die beeindruckende Höhle mit imposanten Tropfsteinen. Treppe hoch und runter, links und rechts – ein echtes Labyrinth. Als wir schließlich wieder draußen sind, heißt es noch schnell neues kaltes Wasser kaufen und dann müssen wir uns aber auf den Weg machen, denn wir haben noch einiges vor uns.

Das nächste Stück über 40 km zeiht sich enorm. Die Mittagssonne gibt alles und selbst ich auf dem Roller habe fast das Gefühl, zu verbrennen. Es gibt hier aber auch keinerlei Bäume oder Schatten auf der Straße. Die Hitze haben wir echt unterschätzt. Aber Marwin schlägt sich wacker. Doch so langsam merke ich, dass er ganz schön kämpfen muss. Mit Blick auf die noch vor uns liegende Strecke, frage ich mich, wann wir wohl am Ziel unserer ersten Unterkunft ankommen. Der harte Anstieg des Tages mit 400 Höhenmetern liegt heute Nachmittag noch vor uns. Damit Marwin etwas seine Kräfte sparen kann, biete ich ihm an, ein Stück zu fahren. Ganze 15 Kilometer habe ich geschafft, doch dann verlassen mich meine Kräfte. Marwin übernimmt wieder und wir nähern uns dem steilen Streckenabschnitt. Ich nehme ihm zumindest noch seinen Rucksack ab, dass er sich die Kilos schon Mal spart und übernehme die Navigation. So kann er sich ganz aufs Fahren konzentrieren. Ich bin gespannt, was uns gleich erwartet. Zu unserem Unmut ziehen jetzt auch noch riesige dunkle Wolken auf und wir hören bereits Donner aus der Ferne. Damit hatten wir heute (noch) nicht gerechnet. Wir sollten jetzt schnell voran kommen, doch die Steigung hat es in sich. Als es dann noch mit regnen beginnt, mache ich mir wirklich Sorgen. Bei Gewitter in den Bergen Fahrrad fahren? Keine gute Idee und keinesfalls zu unterschätzen. Wir beschließen, dass ich kurz vorfahre und schaue, wie weit der Anstieg nach oben geht und wo wir uns gegebenenfalls unterstellen könnten. Plötzlich donnert und blitzt es gewaltig in der gleichen Sekunde. Scheiße. So kann ich Marwin jetzt nicht allein lassen. Ich halte an und warte, bis er ums Eck kommt. Das dauert aber ganz schön lange. Ich bin gerade kurz davor, zurückzufahren und zu schauen, wo er bleibt, da kommt ein Pickup ums Eck gefahren. Hinten auf der Ladefläche ein grinsender Marwin samt Fahrrad. Wow – das ist wirklich unsere Rettung! Ich lasse den Pickup vor und fahre hinterher. Wir kommen so schnell voran, dass der Regen schon bald nachlässt und der Himmel wieder heller wird. Zum Glück. Wir konnten dem Gewitter tatsächlich entkommen. Oben angekommen fahren wir noch weiter bis wir an eine Kreuzung gelangen. Da wir nicht genau wissen, wo wir hinmüssen signalisieren wir dem Fahrer, dass er Marwin wieder abladen kann. Den Rest schaffen wir alleine.

Tatsächlich ist es doch noch ein ganzes Stück bis zu unserer Unterkunft. Aber die Landschaft hier in den Bergen ist wirklich unglaublich schön und ein absoluter Ansporn für das letzte Stück. Marwin‘s Kampfgeist ist nicht zu bändigen. Es kommt zwar kein großer Anstieg mehr, doch die letzten 15 Kilometer geht es ständig auf und ab und wieder auf und ab. Er tut mir richtig leid und ich versuche ihn mental zu unterstützen so gut es geht, in dem ich ihm immer wieder Etappenziele durchsage oder schaue, dass er genug trinkt. Langsam beginnt es schon zu dämmern. Aber es ist nicht mehr weit und bald wartet eine kalte Dusche und ein kaltes Bier auf uns. Mit letzter Kraft und mit Einbruch der Dunkelheit erreichen wir schließlich unser lang ersehntes Ziel. Ich bin so stolz auf Marwin und beeindruckt, wie er das heute durchgezogen hat. Morgens haben wir noch gesagt, dass es ja auch mal schön ist, dass jeder tagsüber sein eigenes Ding macht und man sich zwischendurch bei den Stopps oder spätestens dann in der Unterkunft wieder sieht. Aber am Ende haben wir diese Herausforderung heute den ganzen Tag über nur gemeinsam so gut gemeistert. Das ist einfach schön und wir sind überglücklich. Zur Belohnung gibt es in unserer idyllischen Unterkunft ein überragendes Abendessen und für jeden zwei große Bier. Anschließend fallen wir nur noch tot ins Bett. Morgen wartet wieder eine lange Strecke auf uns.

2. Etappe: Mit Sonnenbrand in die kalte Quelle

Am nächsten Morgen geht es morgens nach einem stärkenden Frühstück weiter. Zu Beginn geht es durch eine spannende ausgetrocknete Seenlandschaft. Wenn hier Regenzeit ist, sind die ganzen Dörfer hier zu Teilen überflutet und schwimmen teilweise auch auf dem Wasser. Aktuell sieht man nur kleine Tümpel und ganz viele dunkelbraune, abgebrochene Baumstümpfe aus dem Boden ragen. Eine erste kleine Pause legen wir nach ca. einer Stunde bei einer Felswald ein, wo verschiedene Buddha-Skulpturen eingeritzt wurden. Es folgt eine steile und spaßige Abfahrt, wobei Marwin wieder Kraft tanken kann. Unten wartet wieder eine ganz andere Landschaft auf uns. Reisfelder, Wiesen, Farmer-Häuschen und viele Tiere neben und auf der Straße. Die Strecke ist für viele Kilometer sehr kurzweilig und sehr spannend. Anschließend fahren wir durch die nicht wirklich schöne Stadt Laksao, an der Grenze zu Vietnam. Der Abschnitt gestaltet sich sehr zäh. Ich biete Marwin nochmal an, ein kleines Stück zu fahren, jedoch macht mir das bei der Hitze absolut keinen Spaß und als nach 5 km ein Anstieg kommt, gebe ich auf. Ich kann wirklich nicht verstehen, wie er das freiwillig machen kann. Wir sind mittlerweile beide schon völlig verbrannt von der Sonne. Und ich verstehe, warum die Einheimischen hier alle nur mit langen Klamotten aus dem Haus gehen. Ich ziehe mir daher bei mittlerweile über 40 Grad ohne eine Wolke und ohne den kleinsten Baum am Straßenrand meinen Pulli drüber. Das ist aufgrund des Schattens wirklich angenehmer als die Sonne auf der direkten Haut zu spüren. Doch wir schaffen es irgendwann zu unserem Zwischenziel: eine kühle Quelle mit türkisfarbenem Wasser, wo eine willkommene Abkühlung auf uns wartet.

Badesachen an und rein ins kühle, besser gesagt arschkalte, aber wohltuende Nass. Wir sind jetzt schon fix und fertig, die Hitze ist heute wirklich unerträglich. Anders als gestern, ziehen heute auch keine Wolken auf. Vor allem Marwin muss wirklich aufpassen, dass er nicht dehydriert. Hinzu kommt, dass auch heute wieder das steilste lange Stück am Ende kommt und wir jetzt schon deutlich später dran sind als geplant. Wir haben für heute Nacht eine tolle Unterkunft ganz oben in den Bergen bei einem Aussichtspunkt gebucht, von wo wir gerne den Sonnenuntergang sehen würden. Wir erinnern uns an die Worte unseres Fahrrad-Vermieters und Marwin beschließt für den letzten Abschnitt wieder den Joker zu ziehen: einen Pick-Up anhalten. Ich fahre schon mal vor. Bei den hilfsbereiten und freundlichen Laoten bin ich mir sicher, dass ihn innerhalb weniger Minuten jemand mitnimmt.

Und so bin ich wirklich erleichtert, als mich nach kurzer Zeit ein Pickup überholt und Marwin mit Fahrrad hinten aufgeladen sitzt. Es war direkt das zweite vorbeifahrende Auto, das ihn mitgenommen hat. Es folgt eine sehr schöne Strecke durch die Berge Laos’, ich genieße es, für eine Weile etwas schneller zu fahren und düse dem Sonnenuntergang entgegen. Trotz meiner Geschwindigkeit, bin ich noch über eine halbe Stunde unterwegs und werde es wohl nicht zum Sonnenuntergang nach ganz oben schaffen. So halte ich unterwegs an einer kleinen Hütte an und genieße für wenige Minuten hier den tollen Ausblick.

Als wir beide schließlich ganz oben ankommen, wartet die luxuriöseste Unterkunft unserer bisherigen Reise auf uns. Das haben wir uns heute aber wirklich verdient. Die Zimmer sind eine Art Holzkapsel mit Bad im Freien ganz oben auf dem Berg. Es ist noch nicht ganz dunkel und wir beeilen uns, um die Aussicht von dem Restaurant bei dem Rock Viewpoint noch genießen zu können. Diese ist wirklich überwältigend, mit einer derart schönen Berglandschaft hätten wir hier in Laos nicht gerechnet. Tiefgraue spitze Felsen umringt von grasgrünen Bäumen und Sträuchern. Wow… Nach all den heutigen Eindrücken schlafen wir in dieser Nacht wie zwei Steine in unserer tollen kleinen Holzkapsel. Mit der beruhigenden Gewissheit, dass der morgige Tag deutlich entspannter wird als die letzten beiden.

3. Etappe: Von der Zipline zur Konglor Cave

Wir haben nur eine vergleichbar kurze Strecke vor uns und es geht erstmal nur bergab und dann noch einen Abschnitt ganz eben durchs Tal. Daher haben wir für den Vormittag noch eine besondere Attraktion eingeplant: die Rockviewpoint Zipline. Ein Bisschen Adrenalin am Morgen. 🙂 Zusammen mit einem anderen netten Paar aus den Niederlanden und 3 Guides geht’s insgesamt über 5 Ziplines, eine Hängebrücke, ein Hängenetz und immer wieder kleine Abschnitte, die wir bergauf erklimmen und klettern müssen. Was ein Spaß! Und das alles mitten in diesen traumhaft schönen grauen Felsformationen. Ein absolutes Highlight, welches uns unser Host aus Thakhek völlig zurecht empfohlen hat!

Voller Energie und Motivation treten wir anschließend unsere heutige Etappe an. Bergab ist Marwin deutlich schneller als ich und fährt voraus. Bei der Abfahrt können wir die tolle Landschaft nochmal von der anderen Seite aus begutachten. Unten hole ich Marwin ein und wir biegen in eine lange gerade Straße – rechts, links und vor uns die Berge. Wir fahren vorbei an vielen kleinen Dörfern sowie Kindern, die auf der Straße spielen und sich stets freuen und winken. 3 Kinder, die uns auf dem Roller entgegen kommen, halten uns ein Strauch hin und ich versuche ihn zu greifen – doch leider verpasst. Es war ein Strauch mit Litschis, die sie gepflückt hatten und uns was davon mitgeben wollten. Total lieb und schade, dass ich es nicht erwischt habe. Nach einem kurzen Abstecher zum Eingang einer größtenteils noch unerforschten Höhle, erreichen wir am frühen Nachmittag schließlich unsere Unterkunft für heute Nacht, direkt am Eingang der Konglor Cave. Das ist die Hauptattraktion des gesamten Loops, welche morgen bei uns auf dem Plan steht. Hier genießen wir noch einen ruhigen, entspannten Nachmittag und Abend im kleinen Restaurant unserer Unterkunft.

4. Etappe: Wir kommen an unsere Grenzen

Am nächsten Morgen geht es zunächst entspannt los. Wir fahren wir mit unseren Bikes zum Tickethäuschen der Höhle. Normalerweise besucht man die Höhle zu Fuß und fährt dann die Strecke von gestern wieder zurück, um den Loop zu beenden. Unser Host aus Thakhek hat uns aber den Tipp gegeben, dass wir das Fahr- und Motorrad auch mit durch die Höhle auf die andere Seite nehmen und von dort aus den Loop beenden können. Das ist kein offizieller Teil des Loops und auch die Straßen sind hier nicht mehr ausgebaut, aber für einige, die es wagten, sei es das Highlight des Loops gewesen. So könne man den letzten unschönen Teil des Loops entlang einer Schnellstraße umgehen. Das Abenteuer wollen wir uns nicht entgehen lassen. Wir haben mal wieder keinen wirklichen Plan, was da auf uns zu kommt, aber ich ahne, dass es dieses Mal wirklich abenteuerlich werden kann. Als wir mit dem Roller und dem Fahrrad am Eingang der Höhle ankommen, merken wir schon wie uns die Jungs vor Ort etwas belächeln. Oh man… das heißt nichts Gutes, denke ich mir. Selbstsicher erklären wir, dass wir mit unseren Fahrzeugen auf die andere Seite der Höhle wollen. Die Jungs grinsen weiter und signalisieren uns, die Schuhe aus- und Flipflops anzuziehen. Englisch spricht von ihnen niemand. Ich packe meine wasserdichten Birkenstock aus, Marwin lässt seine Sneaker an, er hat gar keine Schlappen dabei. Außerdem erhalten wir jeweils eine Stirnlampe. Die Jungs schnappen sich zu dritt meinen Roller und Marwin geht mit dem Fahrrad hinterher. Ich trage das Gepäck. Es geht einen steilen Abhang zu einem Fluss hinunter und von dort in die Höhle hinein.

Es ist stockfinster. Stirnlampe an. Als wir nun durchs Wasser waten, wird mir der Sinn der wasserdichten Schuhe klar. Auf dem Wasser stehen ein paar kleine Holzboote und die Jungs versuchen mit Hilfe von Marwin das Motorrad auf eines der Mini-Boote mit einem Mini-Motor zu legen. Damit wollen die meinen Roller transportieren? Marwins Fahrrad wurde bereits in ein anderes Boot verfrachtet. Na das kann ja was werden. Einer der Jungs schnappt sich das Boot mit dem Roller und düst ab ins Dunkle. Wir beiden sollen zum Fahrrad ins Boot sitzen. Zum Glück hatten wir unsere Wertsachen vorhin noch in unseren Drybag gepackt… Los gehts in die dunkle kühle Höhle.

Gleich zu Beginn fühlt es sich sowas von nach Abenteuer an. Der Fahrtwind tut gut und mit den Stirnlampen können wir die riesige Höhle während der Fahrt betrachten. Beeindruckend. Wir sind uns einig, dass das die größte Höhle ist, in der wir je waren. Nach 15 Minuten halten wir an uns steigen aus. Unser Fahrer führt uns über einen Steg zu einem tollen Punkt in der Höhle. Er schaltet für uns ein fest installiertes Licht an, damit wir die Schönheit in voller Pracht bewundern können. Als wir dann als erstes wieder aufs Boot steigen, lässt unser Fahrer plötzlich vom Steg aus versehentlich das Boot los. Wir sitzen schon drin, treiben davon und er steht noch am Steg und schaut uns verdutzt an. Oh man… was war das denn? Da sitzen wir nun in dem Boot mit dem Fahrrad in einer riesigen dunklen Höhle, alleine ohne Guide und treiben immer weiter ins Dunkle. Ich weiß nicht so richtig, ob ich lachen soll oder Panik haben sollte, es ist ein verrückter Mix aus beidem. 😀 Marwin schnappt sich daraufhin ein viel zu kleines Holzpaddel, das im Boot liegt, und versucht voranzukommen. Mit mäßigem Erfolg. Unser Fahrer winkt wild und zeigt auf ein Seil, welches im Boot vor mir liegt. Ich versuche es zu werfen. Der erste Versuch war wohl nichts. Also noch einmal. Dieses Mal erreicht das Seil fast den Steg. Unser Fahrer wirkt fast schon panisch vor dem eiskalten Wasser, springt dann aber schließlich doch mutig rein, greift das Seil und klettert schließlich wieder zu uns ins Boot. Wir alle drei sind sehr erleichtert! Was eine Aktion. Motor an und weiter gehts.

Auf der weiteren Fahrt treffen wir immer wieder auf flache Stromschnellen, über die wir es nur mit Schwung drüber schaffen. Kurze Zeit später halten wir wieder an und der Fahrer signalisiert uns, wir sollen aussteigen und zu Fuß einen kleinen Weg weitergehen. Er selbst fährt plötzlich mit dem Boot einfach weg. Ob wir hier jemals wieder rauskommen? 🙂 Wir schauen uns nur an und lachen lauthals los. Wir können gar nicht begreifen, was hier in den letzten Minuten alles passiert ist. Wir laufen einfach den Weg entlang und vertrauen darauf, dass uns der Fahrer schon wieder irgendwo einsammeln wird. Wir konzentrieren uns auf die tollen Tropfsteine in der Höhle und als wir dem Weg folgen, geht über einen Bewegungsmeldern auch ein Licht an. Nach einigen Minuten führt der Weg wieder hinunter zum Wasser und dort wartet schon der Fahrer im Boot auf uns. Als wir weitere Minuten durch die Höhle gefahren sind, entdecken wir langsam Licht am Ende der Höhle. Hier kommen wir wieder an eine ganz flache Stelle mit starken Stromschnellen. Er bittet uns auszusteigen und zu helfen, das Boot hier durch zu ziehen. Ein weiterer Helfer eilt uns vom Ausgang zur Hilfe – vermutlich der Fahrer mit dem Roller-Boot. Ich will gar nicht daran denken, wir er hier mit meinem Roller durchgefahren ist. Gemeinsam schaffen wir es, dass das Fahrrad und das Boot heil hindurch kommen und beim Verlassen der Höhle entdecken wir auch den Roller auf dem anderen Boot. Der Moment, wenn wir wieder ins Licht fahren, ist wirklich magisch. Wir befinden uns wieder in einer völlig anderen Welt, als auf der anderen Seite der Höhle. Alles grün und umgeben von Bergen. Wir fahren vorbei an badenden Wasserbüffeln und überall fliegen Schmetterlinge. Wirklich eine malerische Landschaft. Was ein Abenteuer!!!

Weiter geht’s auf einer Schotterstraße durch viele kleine Dörfer. Wir merken direkt, dass sich hier nicht viele Touristen hin verirren. Jedes Kind freut sich riesig, als wir an den Häusern vorbei fahren. Oft kommen sie winkend aus den Häusern gerannt und schreien „Helloooooooo“! Als wir in einem kleinen Dorfladen neues Wasser kaufen, zeigt uns ein kleines Mädchen einen Becher voller Schmetterlinge, die sie gesammelt hat. Mir wäre es zwar lieber, sie würde diese freilassen, aber ich lächle ihr bewundernd zu. Die Straße ist noch ganz gut zu befahren, aber man muss mit dem Roller deutlich besser aufpassen, wo man hinfährt. Für Marwin ist es spürbar anstrengender als auf Asphalt. Wir fahren aber Kilometer um Kilometer und erfreuen uns an der schönen Kulisse sowie den ganzen Einblicken, die man hier in das einheimische Leben bekommt.

Die Sonne meint es heute jedoch wieder besonders gut mit uns und lässt uns ihre ganze Kraft spüren. Die Straße wird immer holpriger und rissiger. Teilweise muss man riesige Krater umfahren und Schlaglöcher ausweichen. Viele Fahrzeuge sind hier nicht mehr unterwegs. Es folgt ein extrem steiler Anstieg. Auf dem sandigen Bogen wird mir schon ganz mulmig, als ich die Strecke sehe. Ich muss bergauf immer genug Gas geben, um überhaupt voran zu kommen. Marwin kämpft sich ein Berg nach dem anderen hoch. Ich merke schon, dass er aufgrund der Hitze langsam an seine Grenzen kommt. Schließlich wird es zu steil und er muss das Fahrrad schieben. Und uns geht so langsam auch das Wasser zu neige. Marwin kann nicht mehr und braucht eine Pause. Aber es ist weit und breit kein Schatten zu sehen und ich halte es hier schon nicht in der Hitze aus. Wir müssen hier raus aus der Sonne. Aber Marwin schafft es nicht weiter den Berg hoch. Auf die schnelle sehen wir keinen anderen Ausweg, als das Fahrrad abzustellen ins Gebüsch und zusammen mit dem Roller weiterzufahren in der Hoffnung, dass es nicht mehr weit ist und wir später oder morgen irgendwie das Fahrrad holen können.

Der Fahrtwind tut gut. Und plötzlich kommt ein kleines Stück mit Schatten. Wir halten kurz an. Lagecheck. Der Berg wird gefühlt immer steiler, sodass wir keine Ahnung haben, wie wir da nochmal runterkommen sollen, um später das Fahrrad zu holen. Und hier zu zweit auf dem Roller ist auch nicht so gut. Das ist alles etwas zu gefährlich. Aber hier gibt es leider auch keine Pickups. Allgemein ist hier schon lange niemand an uns vorbei gekommen. Und wenn dann nur ein Motorroller, auf dem schon zwei oder sogar drei Einheimische saßen. Die Helfen uns nicht weiter. Wir beschließen, das Fahrrad jetzt auf jeden Fall doch noch zu holen und irgendwen zu fragen, der uns helfen kann. Als wir zurückgehen zum Fahrrad erkennen wir ganz unten am Berg ein kleines Diesel-Gefährt, welches sich in Schritttempo den Berg hinauf bewegt. Du bist jetzt unsere ganz große Hoffnung!!! Ich weiß nicht wie viele Minuten wir gewartet haben (gefühlt ein halbes Jahrhundert) bis wir endlich den Motor des Gefährts hörten. Marwin hält den netten Mann an, dieser muss erst mal in den Busch fahren, um anzuhalten, denn das Ding hat keine richtige Bremse. Schwierig an einem solch steilen Hang. Als Marwin ihn fragt, ob er ihn mitnehmen kann, macht er eine Handbewegung, dass er sein Rad aufladen soll. Er hat ein paar Säcke Reis geladen, worauf Marwin vorsichtig das Rad legt. Er selbst stellt sich hinten auf 2 Stangen, um das Klappergestell irgendwie festzuhalten. Oh man… ob das gut geht? Langsamer als Schritttempo bewegen sich die beiden den Berg hinauf. Ich fahre vor und halte immer wieder an und warte. Mit Fahrrad schieben wären wir auf jeden Fall schneller gewesen als so. Wie Marwin da hinten drauf steht, sieht für mich auch anstrengender aus als mit dem Fahrrad selbst hier hoch zu fahren. Aber die Pause hilft ihm trotzdem, damit er wieder etwas zu Kräften kommt.

Als ich etwas vorgefahren und außer Sichtweite bin, sieht Marwin plötzlich wie Reis aus einem der Säcke läuft. Der Sack muss wohl wegen des Fahrrads an den heißen Motor zwischen Gestell und Fahrer gekommen sein und dort hat sich ein Loch eingebrannt. Während Marwin das Loch so gut es geht zuhält, versucht der Mann wieder anzuhalten, legt Steine unter die rutschende Räder und zieht einen kleinen biegsamen Ast aus dem Gebüsch. Damit bindet er das Loch gekonnt zu und beginnt anschließend fast panisch, den Reis wieder vom Boden einzusammeln. All zu viel ist nicht raus, aber die Menge scheint dennoch schon wertvoll gewesen zu sein. Trotzdem ist er nicht böse und macht keine Anstalten, dass Marwin absteigen soll. Die Fahrt geht weiter. Aber ab der Hälfte des Berges ist dann schließlich die Steigung nicht mehr so steil und Marwin steigt ab. Den Rest werden wir wohl schon alleine schaffen. Als Dank und auch als Entschuldigung für den Reis, geben wir dem netten Mann noch etwas Geld, worüber er sich wirklich sehr freut. Wir sind ihm so unendlich dankbar. Marwin ist zum Glück wieder etwas zu Kräften gekommen und kann weiterfahren. Er kämpft sich unermüdlich die nächsten Kilometer den Berg hinauf. Bis wir schließlich durch einen Seitenweg überglücklich die normale Straße erreichen, auf der wir vor 2 Tagen noch in die andere Richtung gefahren sind. Endspurt. Das nächste Dorf ist nicht mehr weit. Als wir wieder Empfang haben, schauen wir, wo es dort Unterkünfte gibt und fahren anschließend hin, um nach einem Zimmer für die Nacht zu fragen. Zum Glück sind noch Zimmer frei und wir können hier bleiben. Geschafft für heute! Wir werden belohnt mit einer tollen Restaurant-Veranda, wo wir den Abend ausklingen lassen.

5. Etappe: Endspurt!

Am nächsten Morgen freuen wir uns auf das erste Stück, denn das ist der steile Berg des ersten Tages – nur geht es heute runter und nicht hinauf. Der restliche Weg zieht sich zwar noch ganz schön in die Länge und mittlerweile schmerzt auch mein Po durch den Roller, wir haben aber ein sehr gutes Tempo. Außerdem freuen wir uns sehr auf das letzte Etappenziel, bevor wir nach Thakhek zurückkehren: Thafalang. Das ist ein schöner Platz am Fluss, der gerade so zum Schwimmen und Verweilen einlädt. Wir kommen hier gut in der Zeit gegen 13:30 Uhr an. Direkt am Wasser gibt es kleine Picknick-Nischen aus Holz, die man sich für wenig Geld für den ganzen Tag mieten kann. Von hier aus kann man schwimmen, Essen bestellen und einfach die Natur genießen. Der perfekte Abschluss unseres 5-tägigen Thakhek-Loops!

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